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Freier Wille in der Liebe oder das Drehbuch deines Lebens?

Ehrlich gesagt wusste ich bis vor 5 Minuten noch nicht, worüber ich an diesem Sonntag schreiben „soll“. Die Muse ist diese Woche nicht vorbeigekommen, um mich zu küssen. Und so fehlten mir Inspiration und Lust. Außerdem stecke ich gerade in einer tiefen Sinnkrise.

 

Als ich beschloss, einfach mal wieder blau zu machen, meldete sich ein alter Freund per Chat. Er fragte, wie es mir geht. Ich hatte lange nichts von ihm gehört und irgendwie wurde mir warm ums Herz, dass er genau in diesem Moment an mich dachte.

 

Das brachte mich zu der Frage: Hat er meine Gedanken der Sinnlosigkeit und Leere aufgeschnappt? Wie ein Walky-Talky? Hat er mich gefühlt? Oder gibt es ein fantastisches Drehbuch, indem alles schon geschrieben steht? Ungefähr so:

 

Szene: MARGRET im Sessel-2.11.

 

MARGRET (betrübt) sitzt in einem petrolfarbenen Sessel. Sie schaut auf die Zeitanzeige ihres Iphones. 11.27 Uhr. Sie schlägt sich mit der rechten Hand auf die Stirn:

Margret: „Aaaah.... Mario hat heute Geburtstag“

Dann schaut sie auf das leere Dokument in ihrem Macbook auf ihrem Schoß. Die Überschrift ist geschafft:

 

Wort zum Sonntag.

Szene: Katze NEKO auf der Couch

 

Neko – die Katze – leckt sich unbeeindruckt ihr grau-weiß-gestreiftes Fell. Darunter hat sich schon ein ordentliches Polster an Winterspeck angesammelt. Margret sieht der Katze ein paar Sekunden beim Lecken zu.

 

Szene: Margret im Sessel mit iphone

 

Margrets Blick schweift von der Katze zurück zum Iphone. Mit dem Daumen gibt sie den sechsstelligen Code ein. Sie öffnet den Fotoordner und scrollt zum Ordner Jacky: Dort klickt sie auf ein Video. Ein Jack Russel ist zu sehen. Margrets Hund. Jacky (vergnügt) spielt Ball mit Margret.

 

Margret (traurig): „Ich vermisse Jacky.“

Szene. Margret auf dem Balkon

 

Die Sonne scheint durch die Balkontüre. Margret öffnet die Tür. Sie trägt ein weißes Tanktop und eine schwarze Shorts. Ihr Blick fällt auf den Abreißkalender rechts neben der Tür:

2. November. Die Szene wirkt warm und sommerlich. Zu warm für November.

Margret (ruhig) steht jetzt auf dem Balkon und blickt in den Garten unter ihr. Sie spricht zu sich selbst: „Interessant, könnte es doch auch in meinen Gedanken Sommer sein. Keine meiner Techniken scheint heute zu funktionieren und ich weiß nicht, was ich für morgen schreiben soll. Ich fühle mich lustlos und leer.“  


Margret (nachdenklich) runzelt die Stirn, kneift die Augen zusammen, fasst sich mit der rechten Hand ans Kinn:

 

Margret zu sich selbst:

„Ach was, ich schreibe heute überhaupt nichts. Das Wort zum Sonntag fällt morgen aus. Ich habe einfach keine Laune. Basta.“

 

 

Margret dreht sich um und läuft energisch zurück zum petrolfarbenen Sessel.

Szene: Margret im Sessel/2

 

Margret lässt sich in den Sessel fallen und klappt ihr Macbook zu. Ihr Handy piept. Auf dem Display erscheinen drei Worte: Nachricht von Raphael.

 

Szene: Chat mit Raphael

 

Raphael:

„Margret, ich musste gerade an dich denken. Geht es dir gut?“

 

Margret:

„Nein, mir geht es gerade gar nicht gut. Ich weiß überhaupt nicht, was ich glauben soll. So viele Thesen, die vom Leben existieren. So viele Thesen, die ich selbst aufgestellt habe. Was ist, lieber Raphael, wenn nichts von all dem wirklich stimmt? Was ist, wenn es alles ganz anders ist?“

 

Raphael:

„Der Teil in dir, der etwas glaubt, der ist das Ego. Es ist jener Teil, der dich zum ICH macht. Aber das ICH ist eine Illusion. Das Ego gibt es nicht. DICH – als solches – gibt es nicht.“

 

Margret:

„Aber du hast mich doch gerade gefragt, wie es MIR geht? Wenn es MICH doch gar nicht gibt, warum fragst DU MICH das überhaupt? Willst du also wissen, wie es meinem EGO geht? Willst Du wissen, wie es der Illusion geht, die ich von mir selber habe? Dieser Illusion geht es gerade ganz beschissen. Weil die Illusion irgendwie gerade merkt, dass sie illusorisch ist.“

Szene: Margret beim Schreiben

Margret klappt ihren Laptop wieder auf und schreibt.

 

Die Buchstaben fließen zügig über den weißen Hintergrund:


"Ich denke, also bin ich."

Rene Descartes

Ist das wirklich so? Gehören meine Gedanken mir? Wenn dem so ist, wieso gelingt es mir dann meistens nicht, NICHT an einen bestimmten Menschen zu denken, wenn ich zum Beispiel verliebt bin? Und wenn jemand Liebeskummer hat?

Klar, man kann sich ablenken. Man kann sich eine Komödie reinziehen, eine Flasche Rotwein trinken oder exzessiven Sport betreiben. Man kann auch mit einem anderen knutschen. Doch löscht das die Gedanken, an diesen einen Menschen aus? Und kommen die Gedanken nicht hinterher oft doppelt und dreifach zu mir zurück?

 

Denke Ich?? Oder denkt es durch mich???


Müsste es dann nicht heißen (?):


"Es denkt durch mich, also bin ICH nicht."

Margret Marincolo

Ich habe nachgedacht in diesen letzten Wochen. Beispiel um Beispiel habe ich mir angesehen und überlegt. Gibt es den freien Willen?

Ich war mir mein Leben lang so sicher. Gerade bin ich es nicht. Natürlich habe ich den Eindruck mich täglich zu entscheiden. Doch immer mehr komme ich zu dem Gefühl, dass etwas IN MIR, diese Entscheidung schon längst getroffen hat. So, als würde es in einem Drehbuch stehen.

Natürlich kann ich dieses Drehbuch scheinbar ignorieren. Ich kann mich dagegen entscheiden. Doch woher weiß ich sicher, dass nicht auch DAS präzise so im Drehbuch steht?

 

Margret macht die Balkontüre auf. Margret macht die Balkontüre wieder zu. Jetzt macht sie sie kopfschüttelnd doch wieder auf.

Woher kommt meine Entscheidung? Woher kommt deine? Schließe die Augen und denke an eine Entscheidung, die du heute als nächstes zu treffen hast. Vielleicht geht es nur um das Mittagessen. Vielleicht geht es um die Nummer der Tanksäule, an der du tankst.

Warum nimmst du beim Tanken zum Beispiel die Nummer Sieben? Ist das reiner Zufall? Hast du schon mal bemerkt, dass an der Tanksäule Nummer Sieben eine Schlange ist, weil die meisten Menschen gerne an der Sieben tanken wollen?

Mir ist das noch nicht aufgefallen. Ich nehme irgendeine Tanksäule. Einfach die nächste, die eben frei wird. Ich entscheide das nicht bewusst. Ich lasse das Leben entscheiden, zu welcher Tanksäule es mich führt. Und ich glaube, dass es die meisten Autofahrer auch so halten. Sie folgen dem Fluss ihres Drehbuches.

Beim Tanken ist es einfach, die nächste freie Säule zu benutzen, aber funktioniert es in der Liebe so? Lässt du dich da treiben? Zum nächste freien Mann?

So einfach ist das nicht, weil du dich zum nächsten freien Mann nämlich vielleicht nicht hingezogen fühlst. Und weil wir im Allgemeinen nicht so oft die Männer wechseln, wie wir tanken müssen.

 

Kannst DU DICH BEWUSST DAFÜR ENTSCHEIDEN, WEN DU LIEBEN WILLST?

 

Wenn du doch einen freien Willen hast? KANNST DU DAS?

Ich glaube, du kannst es nicht. Etwas in dir legt fest, ob du dich verliebst oder eben nicht.

Du kannst Hypnose ausprobieren, du kannst Affirmationen sprechen, du kannst Magie und Rituale ausprobieren. Fakt ist, du wirst dich trotzdem nicht einfach so in den nächsten freien Menschen verlieben, der alles für dich tut, der dich umsorgt und der dir immer treu sein wird.

Es steht nämlich einfach nicht in deinem Lebensplan, im Drehbuch deines Lebens.

Im Drehbuch deines Lebens stehen ein paar Männer drin, vielleicht auch nur ein einziger. Und bis du einen von diesen Männern triffst, wirst du dich nicht verlieben.

Du wirst dich allerdings auch in Männer verlieben, die sich nicht in dich verlieben. Oder die sich zwar in dich verlieben, jedoch nicht dauerhaft mit dir leben wollen oder können. Es sind die Männer, die man auch Seelenpartner oder Dualseelen nennt.
 

Dann hält dein Leben hier eine Lektion für dich bereit. Eine Lektion, die dich letztlich nur von einer weiteren Illusion befreit, WER UND WAS DU NICHT BIST.

 

Du bist möglicherweise nicht dein Körper, du bist möglicherweise nicht dein Ego, du bist möglicherweise nicht die Spielfigur, die auf deinen Namen hört. Du hast einen Körper, ein Ego, eine Spielfigur und einen Namen.

Du bist möglicherweise DER oder DIE, die sich dieses Drehbuch ausgedacht hat. Ein göttlich-genialer Drehbuchautor und Regisseur, der jede Menge Spaß dabei hat, sich selber zuzusehen. Sich selber zu erleben und unglaublich viel und intensiv dabei zu fühlen. 

 

Schönen Sonntag,

 

Deine Margret

 

 


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Kommentare: 11
  • #1

    Miriam (Sonntag, 03 November 2019 09:49)

    liebe margret,
    eigentlich wollte ich deine beiträge nicht mehr lesen. oh nein, das hat nichts mit dir zu tun. ich liebe deine beiträge. aber ich stecke seit wochen in einer sinnkrise (welch übrraschung). gestern habe ich die liebe zu meiner dualseele sprichwörtlich in die tonne geworfen, alles und jeden in frage gestellt, habe mich am abend mit meiner freundin betrunken, war tanzen und wollte nichts mehr hören von der liebe, dem leiden, den ewigen versuchen, den sinn hinter allem zu erkennen. schluss, aus, sendepause!
    ich wache auf, mit einem fahlen geschmack im mund, aber meine schulter tut nicht mehr so weh. die macht mir seit wochen zu schaffen. überhaupt spüre ich seit ein paar monaten mit meinen 47 jahren (soll ja ganz normal sein) das erste mal körperliche schmerzen. interessanterweise seit der trennung von IHM.
    gestern beim tanzen war der schmerz wie weggeblasen. der alkohol, die leichtigkeit in mir, weil ich nicht dachte, waren wie balsam für mein geschundenes herz. auch diese wut, die ich plötzlich empfinde. die wut auf IHN, weil auch er mich (miss)brauchte, ich zugelassen hab, dass er es tut. es IHM nur um sich selbst ging, er kein mitgefühl hatte, mich besitzen wollte, egal welchen preis ICH dafür bezahlen müsste.
    jedes geschenk, das mich an ihn erinnert, die ich gehütet habe, wie einen schatz, liegt nun in der friedhofstonne. es tut mir (noch) nicht leid. im gegenteil.
    vielleicht bin jetzt ich an der reihe endlich loszulassen, wirklich loszulassen. ich frage mich nur, WAS ich eigentlich loslasse. das erste was mir gerade einfällt ist: die ILLUSION.
    ich weiß es nicht margret, ich weiß es einfach nicht.

    aber warum fühle ich mich zeitgleich wie du? ist das ein zufall? oder weil der herbst bei allen menschen dieses gefühl der leere auslöst? es in der natur des (sensiblen) menschen liegt, dass er alle vier jahrezeiten durchlebt?
    sein leben lang und das ganze oft täglich?

    ich weiß grad gar nichts mehr, stelle alles und jeden in frage.
    irgendwie fühlt es sich leicht an. aufzugeben. ich fühle aber auch, das dieses gefühl nicht lange anhalten wird. der frühling kommt vielleicht schon morgen?

    freier wille...die lieblingsworte meines duals.
    "...wenn du mit mir leben WILLST, mich wirklich liebst, verlasse deine familie, beginne ein neues leben, du hast einen FREIEN WILLEN..."

    nein, ich glaube nicht, das der freie wille ÜBER allem steht, dass er unser HÖCHSTES GUT ist.
    interessant...plötzlich weiß ich es nicht nur, ich SPÜRE es.
    es gibt etwas, was ganz oben steht, frei ist vom EGO.
    es ist das VERTRAUEN, dass ich geführt bin und alles leicht ist, wenn ich mich hineinfallen lassen kann, egal, was gerade ist, welche stürme gerade toben.
    vielleicht sind viele deiner wahrheiten, liebe margret nur zufällig auch meine wahrheiten.

    das problem: ich glaube nicht an zufälle.

    wünsche dir einen leichten sonntag,

    deine miriam

  • #2

    Margret (Sonntag, 03 November 2019 10:19)

    Danke liebe Miriam. Ich habe auf deinen Kommentar gewartet. Ich wusste, dass er kommt.
    Es fühlt sich heimatlich an, mich mit dir auszutauschen. Und vielleicht - rein zufällig- habe ich diesen Beitrag für Dich geschrieben. Nein, ich glaube nicht an Zufälle.
    Wenn es ein Drehbuch gibt, dann ist es ein absolut geniales. Es ist vom Geist ganz sicher nicht zu erfassen. Der freie Wille ist in diesem Drehbuch vielleicht eine gigantische Requisite. Und ab und an fühlt es sich in der Tat so an, als WÄHLE ich. Wenn ich jedoch nicht wählen kann, dann treffe ich wenigstens diese EINE mir mögliche Wahl. Ich werde den Charakter MARGRET auf eine Art und Weise spielen, dass es meinem höheren Selbst dabei ganz schwindlig wird. Ich werde diese Rolle ganz und gar erfüllen. Mit jedem Gefühl, mit jedem Krümel Leidenschaft, der mir zur Verfügung steht. Ich werde mit Passion all jene Dinge tun, die in meinem Drehbuch stehen. Ich werde täglich weniger gegen mein Skript ankämpfen und mich fügen. In ein gigantisches Puzzle. In ein extraordinäres Spiel.

  • #3

    Miriam (Sonntag, 03 November 2019 10:31)

    ...als ich gestern nacht (bevor ich mich mit meiner freundin betrank) einen spaziergang durch den örtlichen friedhof machte, auf dem weg zum grab meines vaters, der wie ich ein ewig suchender war, stellte ich mir bzw. den verstorbenen vier fragen. das sah in etwa so aus:
    "...ich frage mich gerade, wer von euch das gefühl hat, es (das leben) gott sei dank endlich hinter sich zu haben, wer von euch würde sofort in sein leben zurück kehren wollen, wer von euch würde sein leben genauso wieder leben und wer von euch würde sein leben anders leben wollen...".
    ich musste schmunzeln, weil ich mir die vielen unterschiedlichen antworten gedanklich vorgestellt habe.
    doch eines haben sie alle gemeinsam. sie MUSSTEN alle sterben. ihren körper verlassen.

    ich glaube, dass es im grunde das nichtsterbenwollen ist, das vielen von und das leben im hier und jetzt so schwer macht, uns vom glücklichsein fern hält. wollen wir nicht alle so viel wie möglich aus diesem leben mitnehmen, weil wir tief in uns drin wissen, dass uns der winter irgendwann erreichen wird, wir sterben müssen/dürfen und wir angst haben, dass es keinen neuen frühling geben wird (die verstorbenen gaben mir leider keine antworten).

    unser ganzes angehäuftes wissen nützt uns im grunde nichts, denn die wichtigsten fragen, die, die im herzen brennen, wird uns kein mensch beantworten können. da gibt es kein WISSEN.
    im grunde wissen wir nichts. alles was wir haben, ist unser fühlen. niemand kann uns bestätigen, dass das, was wir im laufe unseres lebens fühlen, eine wahrheit ist. alles, was jedem einzelnen bleibt, ist das vertrauen und die hoffnung, die ja bekanntlich zuletzt stirbt. am ende dieses lebens. gemeinsam mit unserem körper und unserem geist.
    unsere seele wird wieder frei sein und ich wünsche mir, dass meine flüstert:
    "geil wars!".

    ....vielleicht sollten wir jetzt jahreszeitbedingt einfach loslassen und das unvermeindliche sterben, bzw. den winter in uns vertrauensvoll zulassen?




  • #4

    Miriam (Sonntag, 03 November 2019 10:43)

    ...warme tränen kullern mir von den wangen bei deinen worten margret.

    JA!!! bitte spiele diese wunderbare, einzigartige rolle der MARGRET. jeden tag, jede stunde, von frühling bis winter!

    ich werde dasselbe tun!

    und ja...auch ich spüre dieses wärmende gefühl von heimat hier bei dir. immer und immer wieder.

    dieses fühlen ist echt, dieses fühlen braucht kein wissen.
    dieses gefühl ist frei...es sind unsere seelen die kommunizieren und sich gerade freuen.

  • #5

    Margret (Sonntag, 03 November 2019 12:44)

    Liebe Miriam,
    ich liebe deine Kommentare. Sie sind frisch, authentisch, tief. Ich habe gestern Abend auch an einen Friedhof gedacht und an einen Menschen, mit dem ich dort gerne lang spazieren möchte um zu sehen, was dabei passiert.
    Ich finde es interessant, dass du mir heute vom Friedhof schreibst und den Menschen dort in ihren Gräbern. Ich finde das mit den Fragen an die verfallenen Körper interessant.
    Das brachte mich auf die Idee, mit meinen Kleidern zu sprechen und wie sie sich so fühlen, wenn sie im Schrank rumhängen. Ob ihnen das egal ist, oder ob sie lieber von mir getragen werden wollen.
    Und nun sitze ich hier mit einem Becher von meinem Lieblingseis im Bett und denke nach. Die Eiscreme habe ich mir gerade nach meinem Jogging am Rhein an meiner Lieblingstankstelle gekauft. obwohl es draußen kühl, regnerisch und herbstlich ist, habe ich Lust auf Eiscreme. Steht wohl in meinem Drehbuch drin.
    Solange ich Eiscreme essen kann, bin ich nicht tot. Deshalb habe ich wohl gleich zwei gekauft.
    Ja, ich glaube, dass es die Angst vorm Sterben ist. Die Angst vor der Ohnmacht und die Angst, völlig unwichtig zu sein. Was ist, wenn es überhaupt keinen hohen Sinn gibt? Was ist, wenn es völlig Wurscht ist, welchen Sinn du diesem Leben gibst?
    Wenn wir alle nur zappelnde Marionetten sind, die nicht das ganze Drehbuch kennen?
    Es kommt mir gerade so komisch, fast närrisch vor. Dabei nehme ich die meisten Dinge immer noch zu ernst. Auch meine Sinnkrise. Wen juckt das denn? Außer die Marionette von Margret?
    Ich stimme dir aus vollem Herzen zu. Mein Wissen nützt mir nichts. Das sorgt höchstens für eine Erektion meines Egos. Weil sich mein Ego wieder mal einen G-Punkt wünscht. Und der kostet Energie.
    Also hoffe ich, dass ich die Antwort auf den Sinn meines Lebens FÜHLEN kann.
    Und ich hoffe, dass mir irgendwann jedes einzelnes Gefühl FREUDE bereiten wird.
    Danke Miriam, Margret

  • #6

    Miriam (Sonntag, 03 November 2019 15:09)

    liebe margret,
    wenn herzenswärme hunderte kilometer übertragbar wäre, dann müsste deine eiscreme rasant geschmolzen sein. außer du warst schneller mit löffeln.

    weißt du, was für mich sinn macht?
    ich glaube (vieles), dass der autor unseres (dreh)buches ganz genau WEISS, wo er uns "hinführen" will.
    du hast es schon oft geschrieben.
    egal was für thesen wir menschen auch immer aufstellen und wir tun es ALLE - das netz ist schließlich voll davon - am ende kommen wir immer drauf, dass wir auf die großen fragen
    des lebens niemals eine 100 %ig richtige antwort erhalten werden.
    die wahrheit bleibt uns verschlossen.
    ist es nicht so, dass uns WISSEN, haben wir es erstmals erlangt, bald schon langweilt? das nächste rätsel muss her, die nächste lösung gesucht werden. so sind wir vom neandertaler zu den menschen geworden, die wir heute sind. fortgeschritten. vielleicht sogar fort geschritten?

    mir fällt gerade das buch "der alchimist" ein. für mich grob umschrieben macht sich ein mensch auf die suche nach einem großen schatz, findet ihn am ende seiner langen reise im grunde an seinem ausgangspunkt. der clou: ohne diese reise kein schatz.
    ergo, wir machen uns alle auf den weg, unser wertvollstes zu finden, das schon längst in uns liegt.
    eine ausgeklügelte schnitzeljagd sozusagen. auf jeden einzelnen von uns maßgeschneidert zugeschnitten.

    woher kommen diese tiefen gefühle, dieses kurze aufflackern von wissen, wenn das alles keine rolle spielen würde? wenn unser leben nur eine laune der natur wäre.

    sind es diese wunderbaren augenblicke nicht wert, diese reise anzunehmen, weiter zu gehen und zu schauen, was am ende passieren wird?
    wenn nichts passiert, wir einfach irgendwann sterben, dann wissen wird. und wenn alles den perfekten sinn ergibt, jeder sein persönliches happy-end hat, ja, dann wissen wir es auch. aber eben keinen tag früher.

    wenn ich mein leben revue passieren lasse, macht im nachhinein doch alles sinn. warum zweifle ich dann daran, dass ich auch in zehn jahren zurück blicke und mir genau dasselbe denke?
    genau: weil ich nicht WEISS, was in 10 jahren sein wird und ich nicht VERTRAUE, mir nicht vertraue, dem leben nicht vertraue? ich bin neugierig und mein ego möchte wissen, wie es ausgeht, weitergeht.
    die ungeduld macht mich unruhig und unzufrieden und den schmerz will ich sowieso nicht haben.
    ja und ich glaube, das alles, was man nicht will, dreifach zurück kommt.
    also akzeptieren, geduldig schokolade und eis lutschen, in die stille lauschen und nichts wissen, nichts machen, nicht warten, einfach sein und vertrauen.

    in diesem sinne liege ich jetzt im bett, hab warme füße und schau aus dem fenster und beobachte die wolken um meinen berg, der nichts macht, nur ist.
    und ich liebe ihn.

    Miriam


  • #7

    Margret (Sonntag, 03 November 2019 15:36)

    Dankeschön liebe Miriam. Meine Eiscreme ist in der Tat rasant geschmolzen. ich habe mich beim Löffeln also beeilt. Es geht mir etwas "besser" was schon wieder eine Wertung ist. Ich würde sagen, ich freunde mich gerade mit meiner Sinnkrise an, so, als wäre sie ein Lover, gegen den man sich zuerst wehrt und den man später nicht mehr ziehen lassen möchte;-) Irgendwie hilft mir dieses Bild.
    Schönen Sonntag,
    Deine Margret

  • #8

    Miriam (Sonntag, 03 November 2019 16:06)

    liebe margret,
    ich weiß nicht, ob man von sich auf andere schließen darf/soll/kann. wenn es aber für andere hilfreich ist, diese erfahrungen, erfahrungen, die man immer und immer wieder gemacht hat, weiter zu geben, dann möchte ich diese eine verbreiten:

    aus jeder (sinn)krise werden neue, persönliche er"kenntnisse" geboren, sie werden zu einem gefühl, einer neuen erfahrung, die uns auf diesem weg weiter bringt. weiterbringt richtung ausgang.

    ich wünsche uns beiden und jedem, der ähnlich fühlt, dass wir es schaffen, zu akzeptieren, den herbst/winter als dringenden rastplatz zu sehen.


  • #9

    Miriam (Sonntag, 03 November 2019 20:07)

    mein schlusswort für heute:
    ich kenne den sinn deines lebens nicht margret, das zu erkennen ist ausschließlich einem selbst überlassen.
    was ich aber sehr wohl darf, ist dir zu sagen, dass du mir sehr, sehr wichtig bist. du inspirierst mich, bringst mich zum lachen und weinen (mal weil du so herrlich sarkastisch bist, mal weil deine weisheit mitten in meinem herzen landet und wunderbare dinge anstellt), ich wachse mit deiner hilfe.
    manchmal ein ganzes stück, manchmal im schneckentempo, deine worte transportieren ALLE gefühle.
    du hast vor längerer zeit in einem deiner blogs gesagt: "...und wenn ich es schaffe, dass nur EIN mensch mit meiner hilfe glücklich wird, dann haben sich mein leben und meine mühen rentiert..."

    ...was, wenn ich einer dieser menschen bin?

    was, wenn du in manch anderer leserIn durch deine authentizität ein licht entfachst und du nie etwas davon erfahren wirst, weil nicht jeder so schreibwütig und mitteilungsbedürftig ist wie miriam?

    ja dann, hast du in deinem bisherigen leben bereits mehr erreicht, als manch einer, der ein leben lang (wenn alles gut läuft) dazu braucht.

    wünsche dir eine ruhige und sanfte nacht,
    deine miriam

  • #10

    Margret (Sonntag, 03 November 2019 21:17)

    Liebe Miriam,
    ich erinnere mich daran, dass ich das schrieb: wenn ich nur einen Menschen glücklich machen könnte...
    Ich weiß nicht, ob ich irgendetwas mache, oder ob ich nicht vielmehr irgendetwas bin. Und vielleicht bin ich einfach ansteckend. Vielleicht ist gelebtes Glück ansteckend. Ich weiß es nicht. Auch heute, am gefühlt 9. Tag meiner Sinnkrise kann ich so etwas wie Glück empfinden. Denn wenn ich nichts in meinem Leben bewirken kann, was nicht in meinem Drehbuch steht, dann entbindet mich das von einer ungeheuren Last. Der Last, immer noch mehr zu wollen, zu müssen, zu können.
    Aus irgendeinem Grund – egal wie das Leben läuft – bin ich in der Tiefe meines Wesens glücklich. Das ich vielleicht nichts ändern kann, ist keine harte Nuss für mich, es ist eine harte Nuss fürs Ego. Wieder mal. Doch da bald Weihnachten ist, kann ich ja schon mal anfangen mit dem Nüsse knacken. Ich danke dir, dass du hier bist. Du spendest Wärme.
    Deine Margret

  • #11

    Maria (Sonntag, 03 November 2019 22:44)

    Hallo Margret
    Ich kenne solche Tage auch.

    Vor kurzem hat mir erzählt das ein Mann für seine Frau sorgt. Die Frage habe ich mir jetzt Stehle: wieso wurde für mich nie gesorgt?
    Ich habe für den Mann immer gesorgt, doch für mich würde nie gesorgt.
    Ich bin so erzogen!
    Jetzt möchte ich das einen Mann für mich sorgt und das freiwillig. Ohne Druck, ohne das ihn dazu zwinge, sondern weil er mich liebt!
    Nicht das ich für mich nicht sorgen könnte. Ich kann es! Das habe ich immer getan!

    Ich denke das wenn man einen Menschen war nimmt, ist der Moment der sich alles ändert. Vorher hat man ihn nicht war genommen. Ab diesem Zeitpunkt ändert sich alles. Man bemerkt ihn. Man sieht ihn. Man nimmt ihn war.
    Ob daraus eine Beziehung sich entwickelt das hängt immer von diesen beiden Menschen ab. Sind sie bereit sich auf einander einzulassen.
    Können sie auf einander einlassen oder den anderen zu verändern. Den anderen so akzeptieren wie er ist.
    Mit allen was dazu gehört.

    Ich wünsche dir noch eine schöne Woche und hoffe das die Musse dich wieder besucht.
    Herzlich Maria