· 

Die Fünf der Kelche im Tarot: Liebeskummer

Ich bin traurig. Und so passt zu dieser Stimmung wohl die Fünf der Kelche am Besten. Ich bin Expertin für Liebeskummer und habe gerade selbst Liebeskummer. Liebeskummer wegen meiner Jacky.

 

Meine Jacky hat mal wieder einen Mastzellentumor an der linken Schulter. Zum dritten Mal. Dieses Mal scheint es eine „aggressive“ Form zu sein. Ich glaube, die Ärztin benutzte das Wort „bösartig“. Und ich frage mich: Wie kann etwas an einem so liebevollen Wesen bösartig sein? Jacky ist LIEBE pur. Und ich liebe alles an ihr, auch diesen Tumor. Ich liebe ihn, weil er ein Stück von Jacky ist.

 

Im Moment geht es Jacky gut. Ihre Blutwerte sind ok. Außer der Beule an ihrer linken Schulter ist ihr nichts anzusehen.  Ich kann sie nicht operieren lassen, weil es nach 2 Operationen an dieser Stelle zu wenig Haut gibt. Chemotherapie und Bestrahlung kommen für mich nicht in Frage. Jacky wird nicht leiden müssen, damit mein Ego länger etwas von Jacky hat. Sie darf leben, solange sie fröhlich ist und Freude an diesem Leben hat. Sie darf gehen, wenn ihre Zeit zu gehen gekommen ist. Dann werde ich sie begleiten. Hin zur Schwelle, an der sie ihre Form verändern wird. Und vielleicht passiert ein Wunder. Ich glaube an Wunder, doch ich hoffe nicht darauf. 

Ich liebe dieses Tier, das seit fast 11 Jahren an meiner Seite ist. Und ja, ich habe Angst um sie. Eigentlich habe ich Angst um mein Leben, dass irgendwann ohne Jacky sein wird. Ich habe Angst, dass es sich leer anfühlen wird. Obwohl ich weiß, dass das nicht möglich ist. 

Jacky ist etwas UNBESCHREIBLICHES für mich. Durch sie kann ich so tief fühlen. Sie ist eine kleine GROSSE Lehrerin. Und mir fehlen die Worte. Sie hat mich erobert. Im Sturm, mit Geduld, mit Hartnäckigkeit. Mit ihrer unbändigen Liebe. Ich bin sicher, sie hat mich ohne Worte mehr gelehrt, als ich es in Worte fassen kann. Und sie ist JETZT HIER. Sie atmet, ihr kleines Herz klopft. Sie liegt warm, weich und friedlich neben mir.

Ich habe Angst. Jawohl. Und es ist gut, die Angst zu spüren. Die Angst vor dem Wandel, der ihre Form verändert. Ich weiß ja, dass das Leben tödlich ist. Für die Form, für jedes Konzept und für den Glauben. Letztlich wird mir nichts bleiben, an dem ich mich halten kann. Letztlich bleibt mir nur das Leben und sein ewiger Fluss. Ein Fluss, der unweigerlich seinem Meer entgegen treibt. Wo er kein Flussbett mehr braucht. Wo er nicht mehr fließen muss. Wo er angekommen ist. Zu Hause. Bis er erneut gen Himmel steigt, sich zu Wolken formt. Bis ein neuer Kreislauf ihn ruft. Zu fließen, zu gefrieren, zu rauschen, zu tauen, zu verdunsten, zu regnen, zu strömen, zu tanzen.

So geht es ewig weiter.

Ich werde lachen, ich werde weinen, ich werde lieben, ich werde trauern, ich werde mich ängstigen, ich werde vertrauen und ich werde mich erinnern. An jede Form, die ich einst liebte und an das große Unbeschreibliche, dass alle Formen immer wieder sprengt. Das, was ich nicht beschreiben kann und doch selbst bin.

 

Deine Margret

 


Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    miriam (Freitag, 31 Januar 2020 09:46)

    liebe margret, liebe jacky,

    persönliche erfahrung mit liebeskummer:

    ...ich war so um die sechs jahre alt, als mein vater eines abends vollkommen unerwartet mit einem hundebaby nach hause kam. ein kleiner langhaardackel, namens "maxl" sollte ein gleichwertiges familienmitglied werden und uns 15 jahre begleiten.
    als er starb, sah ich meinen vater das erste mal bitterlich weinen. es war "sein" hund und sein großer liebeskummer. er trauerte um den besten freund, den er wohl je hatte.

    als ich meinen mann kennenlernte, er sich von der mutter seines damals 3-jährigen sohnes trennte, versuchte ich ihn mit einem katzenbaby zu trösten.
    es war schwarz und bekam den namen "whiskey". der kater begleitete unsere familie fast 20 jahre lang.
    als er starb, seine zeit gekommen war, weinte mein mann und ich bitterliche tränen. whiskey war der liebling meines mannes. ich hatte ihn sehr gern, fand aber nie den zugang zu diesem tier. vielleicht weil ich immer schon eher der hunde-typ war, vllt weil er meine "ablehnung" spürte und akzeptierte.

    wir wollten kein haustier mehr. ich wollte kein haustier mehr.
    mein mann vermisste seinen freund.
    ich wollte ihm eine freude machen und schaute mich im netz um.
    meine freundin zeigte mir ein foto eines weiß/roten katers, der dringend einen platz suchte. ein tier, das vom hof eines bauern regelrecht "weggebissen" wurde.
    ich verliebte mich auf anhieb in dieses wunderschöne gesicht. in diese grünen augen, die so flehentlich in die kamera blickten.
    ich wollte meinem mann eine große freude machen und überraschte ihn am abend mit unserem neuen familienmitglied, namens "happy".

    es sollte anders kommen.
    es war jänner, im jahr, in dem ich ein halbes jahr später meiner dualseele begegnen sollte.
    happy wich MIR nicht von der seite.
    aber ich wollte doch meinen mann trösten. typisch katze. er hatte seine wahl getroffen.
    ich sah enttäuschung in den augen meines mannes. irgendwann meinte er: "happy spürt wohl, dass du ihn dringender brauchst...".
    ich? ich sollte ihn brauchen?

    heute ist happy das dritte jahr in unserer familie.
    und er weicht mir nicht von der seite.
    er liegt auf mir, neben mir, er ist IN mir.
    hat mich im sturm erobert.
    ich liebe ihn so sehr.
    und wenn man liebt, hat man auch angst.
    angst, dass er eines nachts nicht mehr nach hause kommt.
    er rauft sich mit anderen. wie alle katzen.
    kommt nicht nur stolz mit maus, vogel oder eidechse nach hause, die er mir dann liebevoll in den schuhen versteckt.
    er hat geblutet und ist gehumpelt, hatte eine begegnung mit einem marder und jedes mal, wenn er wieder heil auf seinem kratzbaum liegt, völlig erschöpft, atme ich durch. und bin dankbar.

    wir wissen nicht, wann wir das, was wir lieben, weiterziehen lassen müssen.
    wir wissen nur, dass es passieren wird.

    wer liebt, der lebt.
    wer liebt, hat auch angst.
    wer liebt, nimmt an.
    JEDES GEFÜHL.

    einen gefühlvollen freitag liebe margret,

    deine miriam

  • #2

    Tashi (Sonntag, 02 Februar 2020 17:17)

    Liebe Margret,

    Du bist eine starke Frau und hast meinen ganzen Respekt.
    Deine Worte berühren mich gerade sehr.
    Ich habe meine Frau in den Tod begleitet und mein Ego wollte sie so lange wie möglich behalten, damit ICH nicht leiden muss.
    Damit habe ich IHR Leid bereitet, weil ich sie nicht rechtzeitig losgelassen habe und sie hat so lange wie möglich durchzuhalten versucht, um mich nicht zu früh allein zurück zu lassen.

    Alles Liebe Tashi

  • #3

    Margret (Sonntag, 02 Februar 2020 18:33)

    Lieber Tashi,
    dankeschön für deine Worte. Sie (be-)rühren etwas in mir. Loslassen passiert vielleicht in Schichten. Wir erlangen mehr BewusstSEIN und können uns Stück für Stück von den Formen der Liebe lösen. Ich habe keine Ahnung, wie es ist, einen geliebten Menschen in der "TOD" zu begleiten. Und du hast mein ganzes MITgefühl.
    Es ist in unseren Breitengraden einfach antrainiert zu trauern und zu leiden. Und ich weiß ja, wie es sich bei einem geliebten Tier anfühlt. Ich wachse daran.

    Alles Liebe, Margret