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Die goldenen Narben eines Helden. Goldene Narben vom Ego

Seit Jackys Operation am letzten Dienstag habe ich viel über Narben nachgedacht. Und über die Geschichte, die mir Narben erzählen. 

 

Jackys linker Vorderlauf erzählt die große Geschichte einer kleinen, sanften Heldin mit einem Löwenherz.

Sie erzählt von Emotionen die Jacky tapfer für mich trug. Vier mal wurde Jacky dort operiert. Zwei mal wurde sie attackiert. 

Ein Mal wurde sie von einer riesigen Katze angegriffen und erlitt eine Bisswunde. Ein anderes mal stürzte sich ein Appenzeller-Collie-Mischling auf sie. Obwohl sie sich unterwarf. Jacky schrie dabei auf eine Art, wie sie noch nie geschrieen hatte. Ihr linker Vorderlauf brach spiralförmig. Er hing schlaff und leblos an ihr herab. Ich fühlte ihren Schmerz, während ich sie 3 Kilometer zurück zum Auto trug. Der Arzt wollte amputieren. Doch etwas in mir schrie NEIN.

Jackys Bein konnte mit einer Schiene gerettet werden. 

Jacky linkes Bein ziert nun ein besonderes Muster. Ihre Narben sehen aus wie Flüsse, die sich an einer Mündung treffen. Sie erzählen auch über meine Abenteuer, die ich mit Jacky erlebte. Sie erzählen über meine Ängste und über eine Liebe, die mich immer wieder wachsen lässt.

Und so erinnere ich mich an Kintsugi – eine alte, japanische Tradition und Kunst, zerbrochenes Porzellan so zu reparieren, dass die "Narben" sichtbar bleiben. Narben, die GOLDWERT sind. Narben, die Kintsugi nach der Reparatur mit Gold verziert.

Jedes Zerbrechen, Aufbrechen, Durchbrechen verursacht eine Narbe. Eine Narbe auf dem Ego. Eine Narbe auf dem Konzept von freien Willen. Eine Narbe auf der Oberfläche. Damit es in die Tiefe geht. Dort wo Erkenntnisse und tiefer Frieden warten.

Wenn Narben uns schöner und wertvoller machen, wieso haben wir dann Angst davor, verletzt zu werden? Wieso stehen wir im Schrank, anstatt unser Spiel zu spielen?  

Haben wir Angst, VOLLER WERT zu sein? Haben wir Angst vor unserem Gold?

Mit jeder Narbe, die Jacky ziert, wird meine Liebe zu ihr tiefer. Mit jeder Narbe, die meinen EGOn ziert, verliebe ich mich mehr in ihn. Und ich bemerke: Je mehr ich mein oft unberechenbares Ego lieben kann, je mehr liebe ich das Leben, das Abenteuer und mich. 

Und so feiere ich heute jede Narbe, jede Macke und jede Beule, die mein EGOn hat.

 

Ich LIEBE. Ich LEBE. Ich BIN.

 

Auf einen vergoldeten Dienst-AG,

 

Deine Margret

 

Questico 9654

 

heute gegen 11 Uhr bei Facebook live

 

 

 

 


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Kommentare: 3
  • #1

    miriam (Dienstag, 21 April 2020 08:16)

    liebe margret,

    mir fällt ein film mit mel gibson ein.
    als er mit einer frau im bett landete und sich die beiden körperteil für körperteil voller stolz ihre narben zeigten.
    SCHAU HER, WIEVIELE VERLETZUNGEN ICH ÜBERLEBT HABE!

    auch ich habe eine äußere sichtbare narbe am linken unterarm. sie ist ca. 5cm lang. der erste und letzte ritzversuch in meiner jugend.
    manchmal streichle ich sanft über sie und denke: AUCH DIESE VERLETZUNG HAST DU ÜBERLEBT.

    was ist aber mit den INNEREN VERLETZUNGEN?
    die, die keiner siehst? die, die du und ich gerne übersehen? weil alleine der blick darauf schmerzt.
    sind alle wunden tatsächlich verheilt? zieren die einstmaligen wunden bereits goldene narben?
    oder eitert sie immer noch vor sich hin? platzt immer wieder auf? weil noch nicht alles RAUS ist?

    der blick nach INNEN ist GOLDES WERT. JEDE VERNARBUNG ein GESCHENK.

    ZEIT zu HEILEN, ZEIT zu verGOLDEN,

    in tiefer liebe, die unverletzlich ist ❤️

    deine miriam

  • #2

    Margret (Dienstag, 21 April 2020 08:54)

    Liebe Miriam,

    WO IST INNEN? WO IST AUSsEN?

    Vielleicht sind VIELE sichtbare Narben ein Zeichen für viel ABENTEUER und viel SPIEL!!
    Und das, was wir als Wunden bezeichnen- sind vielleicht gar keine Wunden. Es sind Gefühle, die wir nicht fühlen konnten oder wollten.
    Vielleicht eitern die, vielleicht auch nicht.
    Fakt ist: OHNE GEFÜHLE GIBT ES AUCH KEIN ABENTEUER �❤️

  • #3

    miriam (Dienstag, 21 April 2020 10:42)

    liebe margret,

    <3 DANKE <3