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Interview mit meinem Sohn: Liebeskummer einer Mutter

Taddeus hat seine Weltreise nun angetreten. Er ist weg. Mir liefen die Tränen über die Wangen und aus der Nase, als er mit seinem kunterbunten Wohnmobil um die Ecke bog.

Loslassen. Ein weiteres Mal.

Ich kann nicht wissen, ob wir uns wiedersehen. Ich kann nicht wissen, was das Leben uns beschert. 

Wenn ich eins begriffen habe in diesem Leben, dann das: Das Leben wird dich immer wieder häuten. Bis nichts mehr von dir übrig ist, als deine Essenz. Es nimmt dir Stück um Stück was du glaubst zu sein, jedoch nicht bist. Es nimmt dir, was du glaubst zu brauchen und doch nicht brauchst. Es nimmt dir Stück um Stück die Kraft, dich zu verstecken, bis deine letzte Maske fällt. Dafür schenkt es dir Liebe und unverfälschtes Glück. Denn nur dann, wenn du umarmst, was sich gerade zeigt, nur dann wirst du dich im Zentrum deines Lebens wiederfinden. Wiederfinden in einer Kraft, die dich in deinen Himmel treibt.

 

Der Tag gestern war reich. Wir sind – fernab von Wegen – durch den nahen Wald gewandert. Über Stock und über Stein. Wir haben Kühe, Ziegen und Esel begrüßt, haben an Pilzen gerochen und Quellen überquert. Bilderbuchlandschaft bestaunt. Wir haben zusammen gekocht, gegessen und abgewaschen. 

Dann kam das Lebewohl. Eine letzte Umarmung für eine unbestimmte Zeit.

Mein Herz ist warm und weit. Und wenn es drückt, dann weil es voll ist mit Erinnerungen, prall gefüllt mit Glück. 

 

Jahrelang habe ich mich dafür verurteilt, nicht genug Zeit gehabt zu haben, für dieses wunderbare Kind. Heute weiß ich: Ich habe das Allerbeste gegeben, was ich geben konnte. Ich bin froh mit anzusehen, was aus diesem Kind geworden ist.

 

Gute Reise Schatz. Gute Reise.

 

In Liebe, deine Mama

 

Video: Interview mit meinem Sohn

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Kommentare: 5
  • #1

    Miriam (Montag, 21 Oktober 2019 16:13)

    Liebe Margret!
    Ich frage mich, warum du dieses Interview mit deinem Sohn gemacht hast, Für wen du es gemacht hast und warum du es online stellst. Ich frage mich natürlich auch, warum ich es mir zweimal angesehen habe, obwohl ich es beim ersten mal ansehen, abbrechen hab müssen.

  • #2

    Margret (Montag, 21 Oktober 2019 16:28)

    Hallo liebe Miriam. Ich habe es online gestellt, weil ich es gemacht habe. Ich habe es gemacht, weil ich wissen wollte, was dabei herauskommt. Ich wollte wissen, was dabei heraus kommt, weil ich wissen wollte, was es mit mir macht. Es danach nicht einzustellen wäre in meinen Augen feige. Ich habe es für mich gemacht. Da draussen gibt es nur Spiegel, sonst nichts. Meine Frage an Dich ist: Warum hast du es abgebrochen. Warum konntest du es nicht bis zu Ende sehen?
    Und wieso interessiert dich mehr, warum ich es eingestellt habe als die Tatsache, dass es scheinbar etwas mit dir macht?
    <3 Margret

  • #3

    Miriam (Montag, 21 Oktober 2019 18:23)

    liebe margret,
    genau. spiegel. mein eigener schmerz hat sich in deinem sohn gespiegelt. ich habe mich in ihm erkannt.
    ich scheine sie noch zu brauchen. die spiegel.
    mich interessiert nicht mehr, warum du es eingestellt hast. aber ich mache noch immer, was du vor einer weile sehr gut erkannt hast.
    ich bin im außen, bei den anderen.
    werde angetriggert. immer wieder, nicht nur hier bei dir.

    deswegen bin ich hier. um über mich zu lernen und zu verstehen und daran zu wachsen.

    ich danke dir von herzen, deine miriam

  • #4

    Miriam (Sonntag, 27 Oktober 2019 10:55)

    dieser große wunsch, diese sehnsucht nach einer gelebten beziehung mit meinem dual ist für mich eine triebfeder...

    erst wenn es mir gelingt, mich selbst "komplett" zu fühlen, yin und yang in mir in balance sind, erst dann werde ich ihm wieder begegnen, erst dann wird sich herausstellen, ob ich ihn wirklich bedingungslos liebe, oder ihn, unser aufeinanderprallen brauchte, um mich selbst zu finden.

    eine abenteuerliche reise, die noch lange nicht zu ende ist.

  • #5

    Miriam (Sonntag, 27 Oktober 2019 11:05)

    sorry...obiger eintrag gehört zu deinem blog am sonntag.

    an dieser stelle wollte ich mich eigentlich bei dir entschuldigen. von herzen entschuldigen.

    ich habe beim anblick deines sohnes in diesem video ein urteil über dich gefällt. nachdem ich an das spiegeln glaube, weiß ich nach langem wirken-lassen, dass ich
    ein urteil über MICH SELBST gefällt habe.
    ich lebe eine ungemeine strenge mir selbst gegenüber, meine inneren richter fällen tagtäglich urteile über mich, ohne milde, gnadenlos.

    bitte verzeih' mir.
    ich bin eine schülerin, die viele fehler macht und manchmal lange braucht, den lernstoff zu behalten, bzw. zu verinnerlichen.

    deine miriam